Der Global Jobs Index bietet harmonisierte, international vergleichbare Schätzungen der Verfügbarkeit und Qualität von Beschäftigung in Ländern und über die Zeit hinweg. Diese Seite beschreibt die Datenquellen, Indikatordefinitionen, den Modellierungsansatz und Einschränkungen.

Die Autoren

ImpaccKiel Institute for World Economy

Diese Methodik wurde von Impacc und dem Kieler Institut für Weltwirtschaft entwickelt.

Über das Kiel Institut

Das Kiel Institut für Weltwirtschaft ist das führende Forschungsinstitut für internationale Wirtschaftsfragen in Deutschland und zählt zu den angesehensten Einrichtungen in Europa und weltweit. Es verbindet Spitzenforschung auf dem Niveau führender Universitäten mit sichtbarem und nachhaltigem Einfluss auf die nationale und internationale Wirtschaftspolitik. https://www.kielinstitut.de

Tobias Heidland

Tobias Heidland ist Professor für Volkswirtschaftslehre und Forschungsdirektor für Internationale Entwicklung am Kiel Institut für Weltwirtschaft.

Über Impacc

Impacc möchte eine neue Form globaler Hilfe etablieren – eine, die befähigt, statt zu versorgen. Dafür wandelt die gemeinnützige Organisation Spenden in Beteiligungen an afrikanischen Start-ups um. Ziel ist es, nachhaltige Jobs zu schaffen und die Selbstständigkeit vor Ort zu erhöhen. Investiert wird in lokale Gründer:innen mit Ideen für lokale Märkte, begleitet durch finanzielle, technische und operative Unterstützung. Das Modell verbindet somit klassische Entwicklungszusammenarbeit mit Prinzipien des Venture Capital. Gegründet wurde Impacc (https://impacc.org/de/) von einem Team um den früheren Welthungerhilfe-Chef Till Wahnbaeck; der Sitz ist in Hamburg (Deutschland), das Team arbeitet zudem in Kenia und Äthiopien.

Der Datensatz:

Der Global Jobs Index ist ein jährlicher Paneldatensatz. Der Datensatz startet im Jahr 2000, bildet dann die jährlichen Entwicklungen bis zum aktuellen Rand ab und projiziert Entwicklungen bis zum Jahr 2060. Es gibt drei Identifikatoren: Land (Ländername, ISO3C), Jahr und Szenario (Shared Socio-Economic Pathway Entwicklungsszenarien, SSP).

Datenquellen:

Der Global Jobs Index basiert auf einer Kombination verschiedener Datenquellen. Die wichtigste Grundlage bilden Arbeitsmarktdaten der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), insbesondere aus Labor Force Surveys (LFS) – national repräsentativen Erhebungen zur Arbeitsmarktsituation. Ergänzt werden diese durch weitere ILO-Statistiken, die Informationen zur arbeitsfähigen Bevölkerung und zur Beschäftigungssituation liefern. Zusätzlich fließen Indikatoren der Weltbank (World Development Indicators) sowie die Länderklassifikationen der Weltbank ein, um zwischen verschiedenen Arbeitsmarktdefinitionen für Länder mit niedrigem/mittlerem und hohem Einkommen zu unterscheiden. Für zukunftsgerichtete Projektionen nutzt der GJI die anerkannten Shared Socio-Economic Pathway (SSP)-Szenarien, die auch den IPCC-Klimaberichten zugrunde liegen und verschiedene Entwicklungspfade für Bevölkerung und Wirtschaft modellieren.

Definitionen:

Job categories:

  • Jobs unterhalb der Armutsgrenze: Erwerbstätige, die trotz Arbeit weniger als 2.15 US-Dollar pro Tag verdienen (kaufkraftbereinigt; das entspricht der absoluten Armutsgrenze). Sie arbeiten, können sich aber kaum das Nötigste leisten.
  • Gig Jobs: Erwerbstätige, denen ein Job zwar über die absolute Armutsgrenze hilft, die aber ggf. mehrere Nebentätigkeiten (“Gigs”) brauchen, um auf das Einkommensniveau der Big Jobs zu kommen. Da die Armutsgrenze absolut definiert ist, erlaubt dies Vergleiche zwischen verschiedenen Ländern.
  • Big Jobs: Beschäftigte, die nur einen Job haben und damit mehr als zwei Drittel des landesspezifischen Medianeinkommens verdienen. Diese Jobs entsprechen oft dem Mindestlohn und bieten relative finanzielle Sicherheit. Je nach Land kann das Medianeinkommen hoch oder niedrig sein, ähnlich wie die relativ definierten Armutszahlen in der EU ist dies ein Vergleich innerhalb des Landes.

The Jobs Gap (the employment gap):

  • Erwerbstätige Bevölkerung, die weder einen Big-Job noch einen Gig-Job hat.
  • Diese Gruppe umfasst somit Menschen, die arbeiten, aber arm sind / prekär leben, sowie Menschen, die überhaupt nicht arbeiten. Hierzu zählen Arbeitslose, entmutigte Arbeitnehmer (die arbeitslos sind, aber die Suche aufgegeben haben) sowie Personen, die nicht mehr erwerbstätig sind (z. B. Personen in Ausbildung, Menschen mit Behinderung, Menschen, die aus freien Stücken nicht arbeiten können oder wollen).

Das Modell:

  • Die verschiedenen Datenquellen sind in Paneldatenform (d.h. Land - Jahr - Szenario) in einer gemeinsamen Datenbank integriert. Jeder Input-Datensatz wird so restrukturiert, dass er in die Struktur des Gesamtdatensatzes passt. Ländernamen oder andere Identifikatoren werden standardisiert, sodass man die Datensätze zusammenspielen kann. Die Imports, Aufbereitung und Verarbeitung sind komplett in Programmcode in der Statistiksoftware Stata geschrieben, sodass Updates einfach einzuspielen sind und weitgehend automatisch ablaufen. Es besteht also vollständige Replizierbarkeit.
  • In dieser Datenbank lässt sich dann der durchschnittliche Zusammenhang zwischen Jobwachstum, wirtschaftlicher Entwicklung und Bevölkerungsentwicklung errechnen. Für die Vergangenheit können wir dazu offizielle Umfragedaten und Schätzungen der ILO verwenden. Für die Zukunft ist es nötig, Annahmen zu treffen, wie sich entscheidende Faktoren entwickeln. Für die Zukunft nutzen wir dazu die SSP-Szenarien, genauer gesagt das SSP4-Scenario (Release 3.1 aus dem Juli 2024). Wir legen möglichst wenige Variablen zugrunde, denn für jede Variable, die wir zur Modellierung des GJI über die Zeit und zwischen Ländern nutzen, müssen wir eigene Annahmen für die Zukunft treffen. Die beiden Kernvariablen sind das länderspezifische BIP pro Kopf und die Größe der männlichen und weiblichen Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter. Alle anderen Variablen sind somit implizit als unverändert angenommen - eine notwendige Annahme um die Komplexität zu reduzieren.
  • Wir schätzen den Zusammenhang zwischen diesen Variablen und der Erwerbsquote (spezifisch nach Weltregion und Geschlecht) sowie zwischen der Zahl der Erwerbsbevölkerung, dem Pro-Kopf-Einkommen und der Zahl von Big Jobs, Gig Jobs und Jobs, die weniger als 2,15 Dollar/Tag zahlen. Dieser durchschnittliche Zusammenhang erlaubt es uns dann, den GJI in die Zukunft zu projizieren. So erhalten wir Abschätzungen, wie sich der GJI z.B. im Vergleich zweier Länder entwickelt. Jedes Land hat eigene aus den Daten errechnete Startpunkte, sodass Modellschätzungen und projizierte Veränderungen eine fortlaufende Zeitreihe ergeben.

Datenverfügbarkeit

Die Datengrundlage des Global Jobs Index bilden Befragungsdaten, die von den nationalen Statistikbüros erstellt und in denen Beschäftigungsverhältnisse und Löhne erfragt werden. Diese Datenpunkte sind als “Ground Truth Data” in der Datenvisualisierung markiert. Die Umfragen werden nicht von jedem Land in jedem Jahr durchgeführt. Gibt es Lücken für ein einzelnes Land, haben wir diese per Interpolation geschlossen – zwei Datenpunkte, die beispielsweise 3 Jahre auseinanderliegen, werden miteinander mit einer Linie verbunden. Außerdem gibt es Zeiträume, die vor oder nach dem letzten gemessenen Datenpunkt liegen. In diesem Fall nutzen wir die dem Index zugrunde liegenden Regressionsmodelle, um den vermutlichen Verlauf der Zahlen mithilfe des Pro-Kopf-BIP und der Bevölkerungszahl im erwerbsfähigen Alter vorherzusagen.

Die Visualisierungen:

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Interaktive Karte: Von extrem alarmierend bis sehr gut: Die Karte zeigt die Beschäftigungslücke im Verhältnis zur Erwerbsbevölkerung in Prozent. Die “Play”-Taste zeigt, wie sie sich im Laufe der Zeit verändert. Bewegt man den Cursor über ein Land, liefert die Karte die Zahlen; klickt man auf ein Land, erscheint die Entwicklung von 2000 bis 2060.

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Wer führt die Liste an, wer ist Schlusslicht? Und wie verändern sich die Positionen im Laufe der Zeit? Die Rangliste - sortiert entweder nach absoluten Zahlen oder nach Prozentwerten - nutzt die Ampel-Klassifizierung von dunkelrot (“extrem alarmierend”) bis hellgrün (“sehr gut”).

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Beschäftigungslücke, Big Jobs, Gig Jobs: Hier kann man Länder und Regionen miteinander vergleichen - relativ zur Größe oder in absoluten Zahlen.

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Während viele Indizes den wachsenden Gig-Sektor ignorieren oder nur unzureichend erfassen, integriert der Global Jobs Index diesen ausdrücklich als eigene Kategorie. Hier werden Arbeitsplätze in Big Jobs (die relative finanzielle Sicherheit bieten) und Gig Jobs (die über der extremen Armutsgrenze liegen) unterschieden.

Datensatz herunterladen

Wenn Sie die Daten nutzen wollen, zitieren Sie bitte: "Heidland, T. and Wahnbaeck, T. (2025). Global Jobs Index, Dataset Release 1.0". Die Daten dürfen unter CC-BY 4.0 genutzt werden. Wir freuen uns, wenn Sie uns eine kurze E-Mail über die Verwendung senden.

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